Badlands

Nach dem Trubel der Großstädte, sowie der Geborgenheit im vertrauten Unileben, ging es geradewegs weiter nach Westen. Das Ziel für den heutigen Tag hieß Rapid City und das lag am anderen Ende von South Dakota. Kein Problem, geht ja nur gradeaus…aber dass selbst das nach 8h irgendwann einmal anstrengend werden würde, war mir so noch nicht ganz bewusst. Mein Ziel British Columbia führte mich vorbei an so einigen Nationalparks der USA und als ersten habe ich mir den Badlands Nationalpark vorgenommen und im Anschluß gleich die Black Hills. Rapid City, genau dazwischen gelegen, war also perfekt als Ausgangspunkt geeignet. Dort bin ich auch wieder bei einem total netten Couchsurfer untergekommen.

Hoch motiviert ging es die letzten Meilen durch Minnesota. Die karge Landschaft hat mich auch nach zwei Stunden Fahrt noch nicht wirklich gestört.

Gerade als es begann langweilig zu werden kam mir dieses Tal in den Weg um mir ein bisschen Abwechslung zu bieten.

Die restlichen 6 Stunden musste ich mich dann allerdings hauptsächlich mit diesem Straßenbild zufrieden geben. *gähn*
Allerdings muss ich sagen, so langweilig wie es auch aussieht, ist es doch schon ein besonderes Erlebnis. Diese endlosen Weiten gibt es ja bei uns nicht und man kommt sich frei wie ein Vogel vor. Stellt man sich diese Landschaft nun auch noch ohne die Straße vor, kann man durchaus verstehen, warum einige der ersten Siedler durchgedreht sind und sich teilweise sogar selbst das Leben nahmen, nachdem sie wochen- und monatelang durch die Einsamkeit geirrt sind.

Hin und wieder eine Kuhherde war die einzige Abwechslung.

Mit den ersten Ausläufern der Badlands verabschiedete sich der Tag, kurz bevor ich Rapid City erreichte.

Am nächsten Tag gings ganz früh los, denn über 500 Meilen standen auf dem Programm.

Langweiliges flaches Land seit Tagen, ein kleiner Hügel, eine Kurve und plötzlich das hier….Badlands ist ein allgemein gültiger Ausdruck für Gebiete in denen Landwirtschaft nicht viel zu suchen hat. da sich hier schroffe Sedimentformationen, meist bestehend aus Lehm, Ton und Sand, aus dem Boden erheben bzw. Canyons in den Boden gegraben haben.

Hin und wieder hat man Glück und trifft jemanden der ein Foto von einem macht. Ende Oktober/ anfang November ist hier aber nicht viel los, hab an dem ganzen Tag vielleicht 10 Leute getroffen.

Karg und trostlos, trotzdem fesselnd und atemberaubend schön.

Kurvenreiche Straßen ziehen sich viele Meilen durch den Nationalpark … jetzt ein Motorrad, das wärs.

Direkt an die Verwitterungslandschaft der Badlands angrenzend befindet sich auch die größte geschützte Gras-Prärie. Die Art von Landschaft, in der sich einst die großen Bisonherden, einzig hin und wieder von ein paar Indianern gestört, umhertrieben.

Ein schöner Ausblick reiht sich an den anderen. Alle paar Meilen befindet sich ein Parkplatz und kleiner Ausguck. Ist also von Vorteil, wenn die Autobatterie gut geladen ist. 🙂

Unter den Sedimentschichten haben wohl auch ein paar prähistorische Tierchen ihre letzte Ruhe gefunden. Auf diesen Stegen kann man entlangwandeln und die Überreste in kleinen Glaskästen am Wegesrand betrachten.

Die Straße führt letztlich nach unten an den Fuß dieser Sedimentberge…

…und wieder hinaus auf die weite Ebene.

Hier und da ein Reh am Straßenrand…

…oder ein liegen gebliebenes Auto. Zugegeben, das liegt hier sicher schon etwas länger rum.

Auf endlos langen staubigen Pisten…

…führte mich mein Weg wieder zurück in die hügelige Landschaft der Badlands.

Allein auf frisch geteerter Straße.

Trotz der langen Strecke, die immer noch vor mir lag, blieb auch Zeit zum Relaxen und zum Genießen dieser einsamen, wunderschön fremden Landschaft.

Plötzlich war er da…mit vollem 14fach optischen Zoom und etwas Phantasie…ein waschechter Büffel. Wie aus den Indianerbüchern meiner Kindheit und Jugend. Es sollte nicht der letzte bleiben und meine Begeisterung hielt sich auch nicht dauerhaft auf so hohem Level.

Doch zuvor gab es noch ein paar von diesen niedlichen Kerlchen zu bestaunen. Präriehunde.

Direkt am Straßenrand ein bisschen ausspannen.

Immer, wenn du denkst es ist ein Fels oder Stein, liegst du falsch. Anfangs waren es nur ein Paar, doch später erstreckte sich das Revier der Präriehunde bis zum Horizont zu beiden Seiten und das über viele Meilen hinweg.

Manchmal konnte ich mich nicht so recht entscheiden, ob ich die Landschaft genießen, oder den nicht vorhanden Verkehr dazu nutzen sollte, mal ein bisschen Rallye zu fahren. 🙂

Hatte ich anfangs noch gehofft mal ein Bison/Büffel von nahem vor die Linse zu bekommen, musste ich eine Vollbremsung später feststellen, dass das gar nicht so schwer war, im Gegenteil. Nicht nur, dass es jetzt erstmal für 10min. nicht mehr vorwärts ging…

…zurück ging es nämlich auch nicht mehr.

Also hab ich die Zeit genutzt um ein paar Fotos zu machen. So ein Ferkel aber auch.

Achja, Pferde gabs auch. 🙂

Vertrocknete Sonnenblumen bis zum Horizont…warum auch immer.

Auf dem Weg in den südlichen Teil des Nationalparks gabs mal wieder nix zu tun für Lenkrad, Blinker und Bremse. Dieser Teil liegt teilweise im Pine Ridge Reservat. Ein Indianerreservat der Oglala Lakota, ein Volk der Sioux Familie. Daher werden hier die Jobs der Parkranger und Park-Wissenschaftler hauptsächlich von Sioux Indianern übernommen.
In diesem Gebiet wurde auch der Film: „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht, echt schöner Streifen.

Hier, in diesem eher unbekannten und abgelegenen Teil der Badlands hat man, wie ich finde, den schönsten Blick. Leider hat dass Wetter nicht mehr so ganz mitgespielt und die Bilder spiegeln bei weitem nicht mehr das wieder was es hier tatsächlich zu sehen gibt.

Ein Tag voller Gänsehaut-Momente neigte sich dem Ende entgegen. Auf dem Rückweg nach Rapid City habe ich noch kurz die Black Hills, mein nächstes Ziel, gestreift, doch davon später mehr. Die Badlands sind ein gutes Beispiel für die Vielfältigkeit der US-Amerikanischen Landschaft. Dessen sind sich die Amerikaner durchaus bewusst und wissen ihre Nationalparks zu schützen und zu pflegen. War auf jeden Fall eine gute Entscheidung hier her zu kommen 🙂

 

 

8 Gedanken zu „Badlands

  1. Uff! Du Sohn der Großen Bärin – pardon Bine – mit den besten Bildern aller Zeiten! Das war seit langem der erste schöne Schauer, der mir auf Arbeit den Rücken runter lief. Habe diesmal fast alle Bilder runtergeladen. Schön, dass Du auch mehr als 0,5 mal drauf bist und endlich ein Bild von Deinem Wagen dabei hast. Du scheinst mit Bonie & Clyde unterwegs zu sein? – Passt zum Thema Badlands.
    Apropos Badlands – Anita und ich waren gestern – 1.Advent – beim großen Verhaftengewehr auf der Baustelle. Damit hat er den Eingang zur Goldmine perfekt getarnt, man könnte glauben, es wird ein Wohnhaus.
    Apropos Anita – wenn sie den Präriehund sieht, will sie bestimmt einen für ihre Ratte haben.
    Halt die Ohren steif, auch wenn sie mal nicht gefroren sind – Gruß Papa.

  2. siehste arne-hättest du ein verhaftengewehr gehabt, hättest du einen büffel schiessen und mal ordentlich fleisch essen können-warum hast du mich auch nicht mit genommen???!!!-tolle bilder-auch von dir!!!führe ein tagebuch und schreibe nach deiner reise alles auf!!! buchtitel : “ lustloser student gammelt durch die prärie“.1000 grüsse-dein gr.V.

  3. Hey Arne, echt starke Fotos! Die Begegnung mit den Büffeln war bestimmt klasse. Bei der Landschaft bin ich mir aber nicht sicher, ob sie mir nicht auf Dauer zu „öde“ wäre 😉 Aber für einen Tag sicher sehenswert. Gerade für so einen Sedimentschichtenforscher wie mich 😀 LG aus Berlin, dein Sören !

  4. So.Beim Lesen sind mir so viele Kommentare und Fragen in den Sinn gekommen…
    1. du hast nen rosanen Schal??!
    2. und die Bilder hast du echt alle mit meiner Kamera gemacht?
    3. jaa-auf den 14fach optischen Suum bin ich auch stolz
    4. du hast wiedermal deine steigeisenfesten Bergschuhe an!
    5. ICH WILL AUCH -bitte-?
    6. und überhaupt!
    …der Rest ist mir gerade bei schreiben entfallen 😉
    und jetzt bist du ja Bauorweider – kul! Morgen nehmen wir mein Zimmer in Mühlberg auseinander! Es gibt also auch hier immer was zu tun 😉

    allerliebste Grüße!

    • 1. Ja ich heb nen rosa Schal…na und?
      2. Jap, alles Bilder mit deiner Kamera…danke nochmal 🙂
      3. zoomzoom
      4. Hehe das sind neue Steigeisenschuhe, mit Fell innen drinn…unschlagbar.
      5. Dann komm doch her 🙂 würd mich freuen
      6. joa ge

      Viel Spaß beim auseinandernehmen…hauptsache ich hab noch irgendwo ein Bett sollte ich mal wieder den weg nach Mühlberg finden 🙂

  5. huch – das war ich (von Papas Rechner)…aber das ist dir sicher schon aufgefallen – wer sonst schreibt so coole Texte – kann ja nur deine coole Schwester sein!

  6. Unglaublich neidisch hab ich mit jetzt deine Bilder angeguckt u bin glücklich das es noch Leute gibt, die sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen können, wie hier die einfache aber unglaublich schöne Natur! Genieß die Freiheit u bring mir ein Stückchen mit! Liebe Grüsse!

  7. Schön,dass hier auch mal jemand kommentiert, der noch nicht mit Napoleon vor Moskau stand – oder wie alt ist Claudia?
    Grüßchen aus Mühlberg!

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